// 08.10.2019

UNTER DEN STRASSEN VON OBERHAUSEN

Zu Besuch, wo die evo-Fernwärmeleitungen liegen

Nachhaltigkeit
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Unser Bericht spielt dort, wo im Untergrund der Stadt und von den Bürgerinnen und Bürgern gänzlich unbemerkt die Fernwärmeleitungen der Energieversorgung Oberhausen AG (evo) verlaufen.

Fernwärme, davon hat wohl jeder schon einmal gehört. Wer ans Fernwärmenetz der evo angeschlossen ist, freut sich zumeist, dass er oder sie keine eigene Heizungsanlage mehr braucht - und damit im heimischen Keller mehr Platz ist für die Modelleisenbahn, die Tischtennisplatte oder vielleicht auch eine eigene kleine Sauna. Und wo keine Heizungsanlage vonnöten ist, braucht es keinen Kamin und man spart sich auch noch die Schornsteinfegergebühren.

Doch die Fernwärme bietet den Kunden nicht nur mehr Komfort und wirtschaftliche Vorteile - sie ist auch eine klimaschonende Variante, um die eigenen vier Wände zu beheizen. Das gilt ganz allgemein, aber für die evo-Fernwärme ganz besonders. Wer dazu mehr wissen möchte, findet im folgenden Klapper die entsprechenden Infos.

Warum ist die evo-Fernwärme klimafreundlich?

Industrielle Wärmequellen nutzen

Klare Frage - klare Antwort: Die evo macht für ihre Fernwärme Abwärme und Prozesswärme aus der heimischen Industrie nutzbar. Diese Wärmemengen würden ansonsten buchstäblich schlicht ungenutzt verdampfen. Indem die evo diese Potenziale weiterverwertet, spart sie Jahr für Jahr erhebliche Energieressourcen (und damit CO2-Emissionen), denn die von der Industrie abgenommene Wärme muss nicht erst anderweitig erzeugt werden. Und weil die industrielle Ab- und Prozesswärme ja nicht immer genau dann anfällt, wenn der Heiz- und Warmwasserbedarf bei unseren Kunden gerade besonders hoch ist, hat die evo eigens einen alten und nicht mehr benötigten Heizöltank in Sterkrade zu einem thermischen Energiespeicher umgebaut. Dort wird die Wärme gespeichert, die nicht unmittelbar benötigt wird. Dieses System schont das Klima und ist auch betriebswirtschaftlich eine runde Sache.

 

Ausgezeichneter Primärenergiefaktor

Im Ergebnis bedeutet das: Für jede Kilowattstunde Energie, die in Form von Fernwärme bei unseren Kunden ankommt, lediglich 13 Prozent Primärenergie für die Erzeugung aufgewandt werden müssen. Daraus ergibt sich für die evo-Fernwärme ein Primärenergiefaktor - so der technische Fachbegriff - von 0,13; ein Wert, den die evo sich nicht nur hat zertifizieren lassen, sondern der auch im bundesweiten Vergleich ein sehr gutes Ergebnis darstellt.

Mehr Info zur evo-Fernwärme gibt es übrigens hier:

Mehr Infos zu Fernwärme

Jemand, der sich mit dem Fernwärmenetz der evo ganz besonders gut auskennt, ist Rüdiger Henne. Der studierte Maschinenbauer verfügt mit seinen 63 Lenzen über jede Menge Erfahrung, zumal er bereits seit 38 Jahren für die evo tätig ist.

Verantwortlich ist er ganz allgemein für den Netzbetrieb der evo-Fernwärme. Dazu gehören auch die Themen Wartung und Instandhaltung. Und deshalb steigt Rüdiger Henne auch regelmäßig in die Oberhausener Unterwelt hinab, um Fernwärmetunnel und andere technische Anlagen zu inspizieren. Stets dabei: Ein Messgerät, um etwa den Kohlenmonoxyd-Gehalt der Luft im Tunnel zu bestimmen (s. Foto).

Für uns hat unser erfahrener Kollege einmal aus seiner Sicht aufgeschrieben, was es mit den Fernwärmetunneln auf sich hat:

 

In ihren Fernwärmenetzen betreibt die evo nicht nur Freileitungen, Brücken und erdverlegte Systeme. Es gibt auch begehbare Bauwerke – Tunnel – unterhalb von Straßen und Eisenbahnlinien, z. B. unter der A3 im Bereich der OXEA, der Bahnlinie südlich des Bahnhofs Sterkrade sowie in Buschhausen „Zum Eisenhammer“. Derzeit gibt es sechs dieser Bauwerke mit Längen von 65 bis 120 Metern in Tiefenlagen von bis zu 10 Metern.

Als Zugänge dienen entsprechend große Schächte mit Leitern und Zwischenpodesten. Die Tunnel bestehen aus Betonrohren mit einem Innendurchmessen von zwei Metern. Diese Röhren werden im „Vortrieb“ hergestellt, d.h. von einer „Pressgrube“ aus werden diese Betonfertigteile mittels Hydraulik-Pressen unterhalb von Straßen oder Bahnstrecken vorgetrieben. Der vorn sitzende „Bohrkopf“ löst das Erdreich, welches zurück zur Pressgrube gefördert wird. Aus der „Zielgrube“ wird der Bohrkopf dann wieder geborgen. In diesen Gruben werden später die o.g. Zugangsschächte erstellt. Innerhalb dieser Röhren werden dann die Fernwärmerohre auf Konsolen montiert und isoliert. Auch diverse Kabeltrassen und sogar Gasleitungen in separaten Schutzrohren können montiert werden.

Im Rahmen der AGFW-Fernwärmerichtlinie* FW 437 müssen diese Bauwerke jährlich begangen und auf ihre Standsicherheit inspiziert werden, um eventuelle Schäden frühzeitig zu erkennen. Dies wird durch den Bereich „Netzbetrieb NW“ der Oberhausener Netzgesellschaft mbH, einer einhundertprozentigen Tochtergesellschaft der evo, sichergestellt.

Die für alle Schachtbegehungen ohnehin erforderlichen Gaswarngeräte werden von den Mitarbeitern bei ihrem „walk in the tube“ mit auf die Reise in die Unterwelt genommen. Zur weiteren Sicherheit werden Handfunkgeräte benutzt, um mit dem am Einstiegsschacht sichernden Kollegen Verbindung zu halten. Sollte ein Mitarbeiter im Tunnel verunglücken, ist ein Notruf an die Feuerwehr Oberhausen abzusetzen. Die Meldung „Schachtunfall“ alarmierte in so einem Fall die Höhenrettungstruppe der Oberhausener Berufsfeuerwehr.

So weit ist es in meinen 38 Berufsjahren jedoch - Gott sei Dank - nie gekommen, denn die evo legt zum Wohle ihrer Mitarbeiter hohen Wert auf das Thema Sicherheit.

 

 

 

* Der AGFW ist der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e.V. - wer mehr über den Branchenverband, der u.a. auch technische Normen bei der Fernwärmeversorgung vorgibt, erfahren möchte, wird auf der Internetseite der AGFW fündig.