// 08.04.2022

Sie fragen, wir antworten

Zur aktuellen energiepolitischen Lage

Ratgeber
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Der Ukraine-Konflikt und die Energiekrise sind in aller Munde. Täglich überschlagen sich die Berichte über mögliche energiepolitische Konsequenzen. Auch „am Gartenzaun“ wird viel über das Thema gesprochen. Meistens geht es dabei um die aktuell steigenden Preise für Energie, besonders aber für Gas.

Was genau steckt dahinter? Wie kam es zu dieser Situation und was muss ich als Verbraucher beachten?

Wir bringen Licht ins Dunkel und beantworten Ihre Fragen zur aktuellen Lage auf den Energiemärkten. So einfach und anschaulich wie möglich.

Warum steigen die Preise zurzeit eigentlich so extrem?

 

Hier spielen unterschiedliche Dinge eine Rolle. Im Wesentlichen sind die Beschaffungskosten für Strom und Gas für alle Energieversorger in der letzten Zeit massiv gestiegen. Das liegt hauptsächlich an den folgenden Faktoren:

  1. politische Spannungen, insbesondere der Krieg in der Ukraine
  2. europaweit leere Gas-Speicher aufgrund des kalten Winters 2020/21
  3. generelle wirtschaftliche Unsicherheit auf den Weltmärkten durch Corona

Politische Spannungen

Der furchtbare Krieg in der Ukraine wirkt sich direkt auf die Gaspreise und die Gasbeschaffung aus. Vor allem, weil mit Russland einer der weltweit größten Gaslieferanten direkt beteiligt ist. Ferner laufen wichtige Gas-Pipelines durch das Staatsgebiet der Ukraine. Aufgrund der aktuellen Sanktionen, könnte Russland einen Lieferstopp mit Rohstoffen, also auch mit Erdgas erwägen. Bis heute hat es keine Lieferunterbrechung gegeben.

Doch zu befürchten ist tatsächlich ein Versorgungsengpass. War die Lage zum Jahreswechsel durch eine vorrübergehende Energieknappheit angespannt, sind die Preise an den Beschaffungsmärkten heute noch höher. Auch die Jahre 2023/24 sind von deutlich überhöhten Energiepreisen betroffen. Sollte sich die Lage nicht entspannen, steigen – trotz der langfristigen Einkaufsstrategie der evo – auch unsere Bezugskosten und somit auch die Verbrauchspreise unserer Kunden. Wie an den Tankstellen schon zu beobachten, können auch für den Wärmemarkt – Gas und Fernwärme – Preissteigerungen von über 40 Prozent notwendig werden.

Auch für Strom ist eine Preissteigerung zu erwarten. Diese wird etwas abgemildert, da zum 1. Juli die EEG-Umlage auf 0,00 Euro gesenkt wird.

Leere Gas-Speicher

Der Winter 2020/21 war ein Extremfall, da es teilweise bis in den April und Mai 2021 hinein noch richtig kalt war. Es wurde deutlich mehr geheizt und somit erheblich mehr Gas verbraucht, als die Energieversorger vorher eingeplant hatten. Die vorher sorgfältig kalkulierten Gasvorräte wurden daher erschöpft. Die europaweiten Gas-Speicher befanden sich auf einem Rekordtief.

Hinzu kommt auch die steigende wirtschaftliche Aktivität in Asien. In unserer globalisierten Welt sind die Auswirkungen der hohen Energienachfrage international zu spüren – auch hier bei uns in Oberhausen.

So entsteht eine ungünstige Kettenreaktion: Durch das geringe Angebot und die hohe Nachfrage wird Gas zu einem sehr wertvollen Gut. In der Konsequenz steigen die Preise.

Corona

Die anhaltende Pandemie beeinflusst alle Bereiche unseres Lebens, natürlich auch die Wirtschaft. Auch die Energiewirtschaft ist davon betroffen. Lockdowns und wirtschaftlich aktive Phasen wechseln sich ab, es gibt keine Konstanz bei Abnahmen, Ausgaben und Verbräuchen. Somit kommt es auch zu starken Schwankungen bei Angebot und Nachfrage von Strom und Gas.


Wie beeinflusst diese Entwicklung die Endkundenpreise?

Ihr Strom- oder Gaspreis beinhaltet mehr, als den reinen Energiepreis Ihres Verbrauchs. Der Preis setzt sich vielmehr aus drei wesentlichen Kalkulations-Bestandteilen zusammen:

  1. Netzentgelte – für die Nutzung der Strom- und Gasnetze
  2. Staatsquote – staatlich veranlasste Abgaben, Steuern und Umlagen
  3. Energiebezugskosten – Verbrauch, Vertrieb, Service

Netzentgelte

Die Netzentgelte zahlen Sie für die Nutzung der Strom- oder Gasnetze. Sie werden durch die Bundesnetzagentur stark reguliert und werden von ihr gut überwacht.

Der Netzbetreiber stellt diese Netzentgelte den Energieversorgern in Rechnung, die dann 1:1 an die Kunden weitergegeben werden. Sie zahlen diese also indirekt durch Ihre Strom- oder Gasrechnung. Die Netzentgelte sind für Sie immer gleich, egal von welchem Anbieter Sie Strom und Gas beziehen.

Staatsquote

Die Staatsquote besteht aus staatlich veranlassten Preisbestandteilen. Im Großen und Ganzen sind sie in etwa mit einer Steuer zu vergleichen, denn sie richten sich nach Ihrem Verbrauch.

Zu den staatlich veranlassten Preisbestandteilen gehören zum Beispiel die EEG-Umlage, die Stromsteuer, die Konzessionsabgabe und die Mehrwertsteuer, die auch auf Strom und Gas erhoben wird. Im Jahr 2021 machte dieser Kostenbestandteil über 50 Prozent der Kosten im Strom aus, im Gas liegt die Staatsquote bei etwa 35 Prozent.

Auch dieser Preisbestandteil ist immer gleich, egal von wem Sie mit Strom und Gas versorgt werden.

Energiebezugskosten

Der dritte Bestandteil ist die eigentliche Energie, die Sie verbrauchen. Hier findet für die Energieversorger der eigentliche Wettbewerb statt. Denn dieser Bestandteil Ihrer Kosten wird direkt durch Ihren Energieversorger bestimmt.

In 2021 betrug dieser Teil bei Strom etwa 30 Prozent der Gesamtkosten eines Durchschnittshaushaltes. Hier spielen vor allem die Energiebezugskosten und die Marge des Versorgers eine Rolle. Die Energiebezugskosten bestimmen sich auch bei nahezu allen Energieversorgern über die Börsenpreise, die sich aktuell auf einem Rekord-Niveau befinden.

Betrachtet man im Einzelnen die Preisbestandteile, erkennt man sehr schnell, dass nur der dritte Part beeinflussbar ist. Hier spielt die Beschaffungsstrategie des Versorgers eine entscheidende Rolle.

Ein großer Vorteil an einem Vertrag mit der evo besteht darin, dass wir Strom und Gas langfristig beschaffen.  Wir kaufen – vereinfacht gesagt – in kleineren Mengen immer ein Bisschen von dem erwarteten Energiebedarf eines Jahres, und zwar im Voraus. Daraus ergibt sich dann ein durchschnittlicher Preis, den wir unserer Kalkulation zu Grunde legen.

Für Bestandskunden zahlt sich das auf jeden Fall aus. Als Kunden der evo setzen Sie auf Sicherheit! Für „ungeplante“ Neukunden z. B. aufgrund von Insolvenzen anderer Anbieter, sind wir natürlich auch von der aktuellen Beschaffungslage abhängig. Daher können wir nicht die gleichen Konditionen wie unseren langjährigen Kunden anbieten. 

Doch die zurzeit extrem hohen Energiepreise auf den Weltmärkten werden langfristig auch die Belastungen der evo-Kunden erhöhen.


Werden die Preise auch bei der evo steigen?

Wir tun es nicht gern, aber auch die Preise für Strom und Gas bei der evo werden in der kommenden Zeit steigen. Denn die evo wird massiv und direkt von den weltweiten Entwicklungen beeinflusst.

Die Beschaffungspreise für Energie und Rohstoffe haben Rekordwerte auf den Märkten erreicht. Auch wenn wir langfristig planen und handeln, müssen auch wir Energie für unsere Kunden an den Energiemärkten kaufen. Die gestiegenen Beschaffungskosten können wir nicht mehr komplett durch Beschaffungsoptimierungen auffangen.

Sie können sich darauf verlassen, dass wir die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Verbraucher so gering wie möglich halten. Wir arbeiten außerdem mit Hochdruck daran, unsere Beratungsangebote für Sie auszubauen. Wir unterstützen Sie mit Rat und Tat z. B. mit Energiespartipps oder der Änderung von monatlichen Abschlägen. Damit wir zusammen diese Krise durchstehen.


Aktuell stehen viele Energieanbieter vor großen Herausforderungen.

Was passiert im Falle einer Insolvenz oder Kündigung

Einige Energieversorger haben die Versorgung ihrer Kunden einfach eingestellt. Sie hatten sich in ihrer Beschaffungsstrategie verkalkuliert. Die betroffenen unden rutschen dann zunächst bei ihrem lokalen Stadtwerk – wie der evo – in die Ersatzversorgung, wo sie lückenlos weiterversorgt werden, jedoch zu (zunächst) deutlich höheren Konditionen. Allein in Oberhausen waren es zuletzt rund 2.500 Menschen.

Die sichere und zuverlässige Versorgung ist als Grundversorger unsere Pflicht, der wir auch sehr gern nachkommen. Die „gestrandeten“ Kunden werden zu den Konditionen der Grund- und Ersatzversorgung 2 beliefert. Somit ist die Versorgung zunächst einmal sichergestellt.

Unser Preisaufschlag ist im Vergleich zu anderen Grundversorgern moderat, weil wir die Kundinnen und Kunden dauerhaft von uns überzeugen möchten. Ein Wechsel in einen anderen Tarif ist möglich. Allerdings können wir den Nachteil der derzeitigen Beschaffungssituation nicht komplett ausgleichen. Informieren Sie sich am besten auf unserer Webseite oder nutzen Sie das telefonische oder persönliche Beratungsangebot der evo.


Haben Sie noch Fragen?

Wir verstehen gut, dass Sie die aktuelle Lage beunruhigt. Melden Sie sich also gern bei uns.

Arnd Mucke // Geschäftsbereichsleiter Marktmanagement

Am besten schicken Sie dazu eine E-Mail an redaktion1@evo-energie.de. Unsere Kolleginnen und Kollegen aus der Pressestelle stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite.