// 08.03.2021

50. Betriebsjubiläum im Heizkraftwerk 1

Herzlichen Glückwunsch! Ein weiteres Jubiläum darf die evo in diesem Jahr feiern.

Jubiläum
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Das Jahr 2021 ist für die evo wahrlich ein Jubiläumsjahr, neben den 120 Jahren kommunale Stromerzeugung in Oberhausen und 50 Jahren Energieversorgung Oberhausen AG kann das HKW 1 noch mit einem weiteren Jubiläum aufwarten. Fast zeitgleich mit dem 50. Geburtstag der evo jährte sich auch die Inbetriebnahme der 11 MW-Gegendruckturbine zum 50. Mal –  dies ist auch in der Kraftwerkstechnik kein alltägliches „Betriebsjubiläum“.

Vorgeschichte

Im Jahre 1958 begannen die damaligen Stadtwerke Oberhausen AG mit dem Aufbau des Fernheiznetzes Alt-Oberhausen. Ab 1960 konnte bereits der wesentliche Teil der Wärmeversorgung über Kraft-Wärme-Kopplung durch eine geschlossene Gasturbinenanlage abgedeckt werden.

Ende der 1960er Jahre wurde deutlich, dass die Heizleistung dieser „Heißluftturbine“ bei weitem nicht ausreicht um mit dem stetigen Ausbau des Fernheiznetzes Schritt zu halten. Um die Versorgungsicherheit zu erhöhen wurde 1969 als erstes ein 60 Tonnen-Hochdruckkessel mit 60 bar Druck und einer Dampftemperatur von 500 °C errichtet. Ein Jahr später begann auch die Montage der Siemens Gegendruckturbine vom Typ K 800-2.

Wenige Tage nachdem die Energiebetriebe der Stadtwerke Oberhausen als Energieversorgung Oberhausen AG ins Handelsregister eingetragen worden sind, erfolgte am 19. Januar 1971 dann die offizielle Inbetriebnahme der neuen Turbine.

Leistung

Bei einem „Schluckvermögen“ von etwa 63 Tonnen Dampf in der Stunde, beträgt die maximale elektrische Leistung der Turbine 11 Megawatt. Gleichzeitig können, je nach Fahrweise, zwischen 38 und 42 Megawatt Heizleistung dem Fernwärmenetz bereitgestellt werden.

Arbeit

In 50 Betriebsjahren konnten in annährend 240.000 Betriebsstunden, 7.650.000 Megawattstunden Brennstoff in 1.560.000 Megawattstunden Strom und 5.400.000 Megawattstunden Fernwärme umgewandelt werden. Dies entspricht einer mittleren Leistung von 6,5 Megawatt elektrisch und 22,5 Megawatt thermisch.

Die damit geleistete Arbeit reicht aus, um rechnerisch 100.000 Haushalte für rund 4,5 Jahre mit Strom und 3,6 Jahre mit Fernwärme zu versorgen.

Würdigung zum Jubiläum

Unter normalen Bedingungen wäre dieser Anlass Grund genug für eine kleine Feierstunde gewesen; die aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen verhinderten jedoch eine angemessene Würdigung. Im Kraftwerksbereich entstand daraufhin die Idee, die eindrucksvollen Ergebnisse in Form eines zweiten Typenschildes zu dokumentieren, um den Augenblick nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen.

Die Montage dieses Schildes wurde dann auch im ganz kleinen Kreis durch Hartmut Wilms vorgenommen. Der Gruppenleiter des Maschinenbetriebs hat schließlich einen großen Teil eines Arbeitslebens mit dem Betrieb und der Instandhaltung der Turbine 3 verbracht

Bewährte Technik

Ich kann mich noch gut an eine Situation im Jahrhundertwinter 1978/1979 erinnern. Nach einem Verdichterschaden der Heißluftturbine war unserer „Jubilar“ die einzig nutzbare KWK-Wärmequelle für das Netz Alt-Oberhausen.

Hartmut Wilms // Gruppenleiter des Maschinenbetriebs

Sylvester war dann Belastungsprobe: Durch ein besonderes Wetterphänomen (extremer Ostwind) sackten die Temperaturen in Deutschland innerhalb eines Tages um bis 30 Kelvin (°C) nach unten. Die Tagesdurchschnittstemperatur in Oberhausen lag bei – 14,5 °C und die Wärmenetzlast in Alt-Oberhausen (Sterkrade war noch autark) befand sich jenseits der 130 MW.

Die fast baugleiche 13 MW-Turbine (Maschine 1) und der neue 150 Tonnen-Kessel (Kessel 5) befanden sich noch in der Errichtungsphase; somit blieb nur die bewähre Maschine, die auf Volllast betrieben, neben der elektrischen Leistung auch die dringend benötigte Wärmeleistung bereitstellten konnte. Der Rest musste dann über Frischwärmetauscher direkt aus den Dampfkesseln entnommen werden.

Alle Kollegen waren hochkonzentriert.

Hartmut Wilms // Gruppenleiter des Maschinenbetriebs

Hartmut Wilms gehörte damals noch dem Bedienpersonal auf dem Leitstand an und hat die Situation live miterlebt: „Alle Kollegen waren hochkonzentriert, denn eine so hohe Wärmeleistung musste vorher nie erzeugt werden.“ Doch auch diese extreme Situation wurde gemeistert und die Oberhausener Fernwärmekunden konnten sicher mit wohliger Wärme versorgt werden.

Ein gewisser Stolz ist noch spürbar, wenn Hartmut Wilms diese Geschichte erzählt. Über die Jahre hinweg hat er einen Zeitungsartikel aufbewahrt, in dem sich der damalige evo Direktor Dr. Peter Zenker nachträglich zur extremen Situation geäußert hat. Überschrift: „Auch Super-Frost kann EVO nicht schrecken“ … Auch sei er hoch zufrieden mit der Leistung der Mitarbeitenden gewesen… Eine Auszeichnung die auch nicht an allen Tagen vergeben wird.

Zukunft

Ein 50jähriges Jubiläum wird Hartmut Wilms wohl nicht mehr bei der evo erreichen; seine Nachfolge ist bereits geregelt und so langsam kann er anfangen in Monaten, Wochen und Tagen zu rechnen. Ganz anders ist die Sache bei unserer Turbine 3. Hat sie doch vor zwei Jahren nochmal eine große Revision bekommen, so ist es mit „50“ noch nicht an der Zeit, in den Ruhestand zu gehen.

Neueren Maschinen gegenüber hat unser „Oldtimer“ durchaus seine Vorteile. Durch die massiven Schmiedegehäuse und vieler überdimensionierter Bauteile, ist eine wesentlich größere Robustheit und Zuverlässigkeit quasi mit eingebaut worden. „Ein Aufwand der heutzutage nicht mehr wirtschaftlich herzustellen ist“, wie Betriebsleiter Reinald Hüser aus eigenen Erfahrungen berichten kann.

Auch wenn sich hin und wieder kleinere Alterserscheinungen bemerkbar machen, ist unserer Turbine 3 auch noch 50 Jahre nach ihrer Inbetriebnahme in der Lage, die Brennstoffwärme des eingesetzten Erdgases zu über 90 Prozent in Strom und Wärme umzuwandeln – nach wie vor ein Spitzenwert. Zusammen mit der neuen MAN-Gasturbine, dem Biomasseheizkraftwerk und dem aktuell im Probebetrieb befindlichen Gasmotorenheizkraftwerk, wird die Turbine 3 auch zukünftig noch eine wichtige Rolle im Erzeugerportfolio der evo einnehmen können.

Kleiner Nachtrag

Auch bei den kürzlich erfolgten Wintereinbrüchen mit Außentemperaturen um -10 °C, ist Verlass auf die bewährte Technik um „mal wieder“ für eine sichere Strom- und Wärmeversorgung in Oberhausen zu sorgen…